‘Blast’
Ein Zine mit Beiträgen von:
Lisa Achammer, Jacob Bartmann,
Jessica Koppa, Elke Leithner,
Johanna Schlager, Victor Thiery,
Svenja Zewe
Cover: Sascha Reichstein

Das Zine BLAST ist im Rahmen der Lehrveranstaltung für künstlerische Fotografie von Sascha Reichstein am Institut für künstlerisches Lehramt der Akademie der Bildenden Künste Wien im Wintersemester 2020/21 entstanden. 



Die zurzeit herrschende Situation der Corona-Pandemie, des Klimawandels und des gesellschaftlichen wie politischen Umbruchs, lässt uns auf die Zeit vor ca 100 Jahren zurückblicken, die von Unsicherheit, Arbeitslosigkeit sowie revolutionären Bewegungen innerhalb der Künste geprägt war. 

Historisch betrachtet gab es im letzten Jahrhundert unterschiedliche Phasen der Verunsicherung. Der Titel unseres Zines bezieht sich auf die im Juli 1914 erschienene, erste Ausgabe der Zeitschrift „BLAST“, die lediglich zwei Mal erschienen ist und von den “Vortizisten”, allen voran Percy Wyndham Lewis und Ezra Pound, herausgegeben worden ist. Künstlerische Positionen wurden klar und kämpferisch formuliert. Heute befinden wir uns erneut in einer ähnlichen gesellschaftlichen Situation, die sowohl  demokratische Strukturen als auch gesellschaftliche und soziale Gewohnheiten ins wanken bringt und deren Stabilität hinterfragen lässt. 

Der Begriff ‚Vortizismus‘ wurde unter anderen von dem amerikanischen Dichter Ezra Pound geprägt und bedeutete im wörtlichen Sinne ‚Wirbel‘ oder ‚Strudel‘. Wyndham Lewis sah „im Zentrum des Strudels einen großen ruhigen Ort, an dem alle Energie konzentriert ist“.

Etwas Unsichtbares stellt die Welt auf den Kopf

Unvermittelt wurden wir in eine Zeit des Umbruchs, der Unsicherheit und somit der Möglichkeit des Überdenkens unserer vermeintlichen Realität katapultiert. Gewohnheiten und strukturelle Bedingungen werden schlichtweg verändert und greifen maßgeblich in unser bisheriges privates und öffentliches Leben ein. 

Das Bewusstsein dafür, dass die Errungenschaften unserer demokratischen Gesellschaften nicht uneingeschränkt vorhanden sind, rückt mehr und mehr in den Mittelpunkt. Wir realisieren, dass wir dafür zu sorgen, ja zu kämpfen haben, diese Strukturen und Möglichkeiten erhalten zu können. Es gilt eine gesamtgesellschaftliche Schärfung der Sinne zu beleben und zu etablieren. Unerwartet ist Sicherheit auch in unserer westlichen Welt nichts mehr was im Außen existiert. Die zweifellose Gewissheit unserer Werte, Gewohnheiten und Selbstverständlichkeiten wurde ins Wanken gebracht. 

Welche Bilder können die momentanen politischen und sozialen Gegebenheiten veranschaulichen? Welche Möglichkeiten bieten sich uns als bildenden Künstler_innen innerhalb einer künstlerischen Auseinandersetzung auf gesellschaftliche Veränderungen zu reagieren? Wir versuchten in unseren Projekten ein kollektives Empfinden der Gegenwart künstlerisch darzustellen. Unsere fotografischen Bilder sollen das Unsichtbare sichtbar machen.