Datum 17.11.2021
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Der Film MODERN STALKING besteht aus Found Footage Material und befasst sich mit der Normalisierung bzw. Romantisierung ungesunden, aufdringlichen und sogar übergriffigen Verhaltens. Er zeigt, wie dieses in populären Romantic-Comedy Filmen inszeniert wird.
Ricarda Gratzer studiert Kunst und Bildung an der Akademie der Bildenden Künste. In ihrer künstlerischen Arbeit beschäftigt sie sich mit Identität, Neurodiversität sowie den Strukturen/Prozessen menschlicher Motivation. Dabei setzt sie sich mit den Lebensrealitäten marginalisierter Gruppen, v.a. Suchtkranker, auseinander.
Der Film MODERN STALKING – IN THE NAME OF LOVE ist ein Zusammenschnitt einzelner Filmszenen aus verschiedenen, populären Romantic-Comedy Filmen. Der Film selbst als auch die verwendeten Szenen stellen die Essenz durchschnittlicher Rom-Com Filme dar – ein Mann umwirbt eine Frau romantisch, während die Frau vorerst keinerlei Interesse an ihm hat, nach mehreren Versuchen das Herz der Frau zu erobern, verliebt sie sich plötzlich doch und es kommt zum „Happy End“.
Viele der Verhaltensweisen, die die männlichen Protagonisten während des Werbens um ihre Auserwählte zur Schau stellen, würden im realen Leben als sehr ungesund, aufdringlich oder sogar als übergriffig (Stalking, emotionale Erpressung, etc.) angesehen werden.
Als Betrachter eines Films, der diesen Plot verfolgt, fällt uns dies jedoch nur selten auf bzw. nehmen wir diese Verhaltensweisen, während des Schauens, als romantisch wahr.
Der Film MODERN STALKING – IN THE NAME OF LOVE versucht solche Szenen vom restlichen Film isoliert darzustellen, um sie somit einfach fassbar zu machen.
Die zusammengeschnittenen Originalfilmszenen wurden so gewählt, dass deren Aneinanderreihung grob die Handlungsstränge eines typischen Romantic-Comedy Films widerspiegeln.
Der Grad der in den Szenen dargestellten Aufdringlichkeit war für die Auswahl weniger ausschlaggebend. Entscheidender war es, dass die einzelnen Ausschnitte so kombinierbar sind, dass sie jeweils in sich geschlossene Szenen ergeben, um zu zeigen, wie sehr sich die einzelnen Verhaltensmuster und Szenen aus unterschiedlichen Filmen gleichen. Neben der Verwendung schnellerer Schnittabfolgen, wurden andere Szenen kaum bearbeitet, da sie bereits alleinstehend eine starke Aussagekraft haben. Um den Widerspruch zwischen den gezeigten Verhalten und der, in den Originalen durch audiovisuelle Effekte erzeugten Atmosphäre, abzubilden, wurde der Film größtenteils mit leichtgängiger Musik unterlegt.
Manipulation, Belästigung, Verfolgung, Aufdringlichkeit, Ignorieren des Personal Spaces und vieles mehr wird uns in Produktionen der Mainstream Filmindustrie als harmloses und romantischen Umwerben verkauft. Für diese Verhaltensweisen erfahren die Protagonisten selten bis nie wahre Konsequenzen. Im Gegenteil, diese „Unnachgiebigkeit“ und der Wille zum „Kämpfen um eine Frau“ werden als erstrebenswerte männliche Eigenschaften dargestellt und als Ausdruck der Liebe und Ergebenheit gewertet.
Welches Bild von Liebe vermittelt uns, den Zusehern, das? Wie beeinflusst der wiederholte Konsum solcher Filme den realen Umgang mit Frauen? Wie lenkt er unsere Wahrnehmung von „Männlichkeit“? Und welchen Einfluss hat er auf die persönliche Einordnung unangebrachten und übergriffigen Verhaltens im realen Leben?
Der Film MODERN STALKING – IN THE NAME OF LOVE bezweckt nicht, diese und weitere Fragen zu beantworten, vielmehr soll er dazu animieren, sich mit ihnen auseinanderzusetzen.
Die Präsentation erfolgt in der Reihe One Day Exhibitions, in der Studierende der Fachbereiche der Kunst und Bildung und Gestaltung im Kontext künstlerische und gestalterische Arbeiten präsentieren. Diese finden im Wintersemester 2021/22 dreiwöchentlich sowohl am IKL als auch online in der Virtual Gallery IKL (https://virtual-gallery-ikl.akbild.ac.at) statt.
Die Ausstellungsreihe wird von Christoph Urwalek, Elke Krasny, Joonas Lahtinen, Sophie Lingg, Lena Fritsch, Valerie Lange, Miriam Raggam-Alji, Teresa Gatterer, Maria Kaufmann, ÖH IKL und dem Atelier IKL betreut.
The film MODERN STALKING consists of found footage material and deals with the normalization or romanticization of unhealthy, intrusive and even aggressive behavior. He shows how this is staged in popular romantic comedy films.
Ricarda Gratzer studies art and education at the Academy of Fine Arts. In her artistic work she deals with identity, neurodiversity and the structures/processes of human motivation. In doing so, she deals with the realities of life in marginalized groups, especially addicts.
The presentation takes place in the One Day Exhibitions series, in which students from the faculty of Kunst und Bildung and Gestaltung im Kontext present artistic and designed works in the context of their work. These will take place every three weeks in the winter semester 2021/22 both at the IKL and online in the Virtual Gallery IKL (https://virtual-gallery-ikl.akbild.ac.at).
The exhibition series is supervised by Christoph Urwalek, Elke Krasny, Joonas Lahtinen, Sophie Lingg, Lena Fritsch, Valerie Lange, Miriam Raggam, Teresa Gatterer, Maria Kaufmann, ÖH IKL and the Atelier IKL.